Gitarrist*innen in der Coronakrise – was jetzt?
Nun wurden also unser aller Befürchtungen wahr: Aufgrund der Ansteckungsgefahr mit dem für den Menschen neuartigen Coronavirus und dem Versuch, die Ausbreitung in der Bevölkerung zu verlangsamen, bleiben Schulen, Kitas und die meisten Geschäfte geschlossen. Natürlich bedeutet das auch für Musikschulen, den privaten Musikunterricht, Musikhochschulen und Volkshochschulen die vorübergehende Schließung. Mal ehrlich, über eine Woche schulfrei freuen sich wahrscheinlich erstmal die meisten. Aber ab der zweiten Woche ist Langeweile vorprogrammiert. Eltern arbeiten trotzdem oder dürfen beim Homeoffice nicht gestört werden, der Lernstoff der allgemein bildenden Schulen ist schnell abgearbeitet, und selbst stundenlanges Starren auf PC oder Smartphone kann öde werden. Da erinnert sich vielleicht der eine oder andere daran, dass da ja noch ein Instrument in der Ecke steht…
Mein Appell an alle Gitarrenschüler*innen (und natürlich auch an alle anderen Musiker*innen) ist: Beschäftigt Euch mit Eurem Instrument, auch wenn Ihr gerade keinen Unterricht habt! Was soll ich denn machen?, höre ich es schon von Weitem. Hier kommen konkrete Vorschläge gegen die (Corona-) Langeweile:
- Spielt eure Lieblingsstücke! Das sorgt für gute Laune 🙂
- Übt nochmal eure letzte Hausaufgabe! Ihr werdet den Fortschritt merken, und Eure Lehrer*innen werden begeistert sein (versprochen!).
- Überprüft beim Üben nochmal alle Aspekte genau, die ihr kennt: Wie sind z.B. die Sitzhaltung und Handhaltung? Was macht der kleine Finger? Klingen die Töne legato, also gebunden? Klingt der Ton gut oder zu leise und dünn? Das lässt sich auf alle (auch ältere) Stücke anwenden.
- Setzt euch neue Ziele! Trainiert doch mal ein Stück oder eine Tonleiter so schnell ihr könnt. Wer überholt mich? 😉
- Guckt in eurem Notenheft doch mal das nächste oder übernächste Stück an! Auch wenn es kniffelig erscheint, könnt Ihr bestimmt eigenständig weiter arbeiten. Yes!!
- Erarbeitet euch ein kleines Repertoire, also vier bis fünf Stücke, die ihr gerne spielt. Wenn ihr euch sicher genug fühlt, veranstaltet doch ein kleines Hauskonzert. Alle werden dankbar für die kleine Abwechslung sein!
- Bringt euren Eltern oder euren Geschwistern ein einfaches Stück auf der Gitarre bei! Achtet darauf, dass sie es richtig machen: Stimmen die Handhaltungen und das Sitzen? Sind die Töne richtig? Stimmt der Rhythmus?
- Stöbert nach YouTube Tutorials zu Themen, die Euch interessieren! Gitarrenlehrer*innen freuen sich über euer Engagement…
- Schreibt doch mal ein eigenes kleines Stück! Dazu braucht ihr keine Regeln zu kennen, hört euch einfach zu. Verbindet ein paar Töne oder Akkorde miteinander. Wenn es gut klingt, wiederholt es. Wenn es nicht gut klingt, probiert etwas anderes aus. Jede(r) Schüler(in), der nach der Corona-Pause mit einem selbst geschriebenen Stück zu mir in den Unterricht kommt (und es auch spielen kann!), bekommt eine Überraschung von mir! Auf Wunsch wird die Eigenkomposition dann auch hier veröffentlicht. Ich bin gespannt…
Setzt euch einfach hin und fangt an… meistens bleibt man dann sogar länger dabei, als man vorher dachte!
Und was ist mit den ganzen Gitarrenlehrer*innen, Musikschullerer*innen und Musiker*innen? Ich kann hier in erste Linie nur von mir selbst berichten. Aufkommende Langeweile kenne ich kaum, denn als Gitarristin fällt mir immer eine Beschäftigung ein. Das war schon immer so. Neben dem eigenen Üben habe ich nun mehr Zeit für das Entdecken neuer Stücke, Unterrichtsvorbereitungen und das Planen neuer Projekte. Aktuell bereite ich Unterrichtsstunden für YouTube vor – ihr werdet auf dieser Seite davon erfahren, sobald es was zu sehen gibt. Ihr seht, auch wenn der Unterricht gerade pausiert, arbeite ich trotzdem weiter.
Damit wären wir schon beim nächsten Problem: Die Coronakrise bedeutet für mich als freiberufliche Gitarrenlehrerin einen kompletten Verdienstausfall. Da niemand weiß, wie lange die derzeitige Situation noch andauert, kann ich auch nicht sagen, ob ich später alle ausgefallenen Stunden nachholen kann. Geplant habe ich, in den Sommer- oder Herbstferien zu unterrichten, doch die Ferien werden nicht ausreichen, um ausgefallene Unterrichtsmonate aufzuholen. Damit bin ich aber leider kein Einzelfall. Alle freischaffenden Musiker*innen und Künstler*innen sitzen im gleichen Boot. Die Bundesregierung prüft derzeit, wie eine eventuelle Unterstützung für uns aussehen könnte. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, und auch hier heißt es wie im Moment überall: abwarten.
Liebe Schüler*innen, Eltern und Gitarrenbegeisterte, auch wenn wir uns gerade nicht persönlich sehen, gibt es doch einiges, was ihr tun könnt, um Langeweile und untrainierten Fingern vorzubeugen. Ich arbeite weiter an meinem Unterricht und bin bei Fragen weiter für euch da. Das Wichtigste ist nun, dass wir soziale Kontakte weitestgehend einschränken, damit möglichst viele von uns allen gesund bleiben. In diesem Sinne: Passt auf euch auf und bis hoffentlich bald!
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